Alltag mit Allergien

Ins Klassenlager mit Allergien

Seit ich erfahren habe, dass die Klasse meines Sohnes ins Lager fährt, war ich nervös. Seit jenem Zeitpunkt kreisten meine Gedanken immer wieder um die Machbarkeit, um ideale Lösungen, darum, das Risiko, dass er mit Allergenen in Kontakt kommen würde, möglichst klein zu halten. Vor meinem geistigen Auge sass er bereits am langen Esstisch im Lagerhaus, neben ihm Kinder, die beim Essen mit Rahmsauce spritzten. Die beim Frühstück ihre Schoggimilch nicht nur in ihre Tassen sondern auch daneben gossen. 

Glücklicherweise hat mein Sohn tolle, verständnisvolle Klassenlehrerinnen und auch die Leiterin des Lagerhauses war äusserst entgegenkommend. Schon alleine diese Tatsache half mir, positiv an die Sache ranzugehen. 

Klar kommunizieren und Abmachungen treffen

Gemeinsam haben wir ausgemacht, dass ich unserem Sohn alle Mahlzeiten vorbereitet mitgeben würde. Und: Während des Lagers würde konsequent auf flüssige Milch verzichtet werden – zum Frühstück gab es stattdessen Haferdrink, Fruchtsaft und Tee. Unsere Allergologin stärkte uns bei dieser Abmachung den Rücken.

Man kommt sich manchmal ein bisschen vor wie ein Spielverderber. Wir sind keine coolen, lockeren Eltern, wenn es darum geht, unseren Sohn vor allergischen Reaktionen zu bewahren. Ich vermute, so geht es aber allen Eltern von Allergikern. 

Wir wollten ihm ermöglichen, mit ins Klassenlager zu fahren. Nicht nochmals auf etwas verzichten zu müssen.

Es mussten also Mahlzeiten gefunden werden, die sich gut vorbereiten und dann vor Ort auch einfach wieder erhitzen liessen.

Zmorge, Zmittag, Znacht

Das Frühstück war einfach: Blumenbrot (Pain des fleurs) in der gewünschten Ausführung (bei uns Kakao) mit Alsan und Konfitüre (die kleinen, portionierten Konfitüren).

Auch das Mittagessen war relativ schnell klar, da die Klasse oft unterwegs Sandwich essen würde. Auch hier Blumenbrot (in diesem Falle mit Zwiebeln), dazu abgepackter Salami und Lyoner. Zudem habe ich ihm selbstgemachte Müesliriegel mitgegeben und Fruchtbeutel. Zudem noch einen Cervelat, falls die Klasse mal bräteln gehen würde.

Die Vorbereitung des Abendessens hat mich deutlich mehr Zeit gekostet. Denn es ging ja auch darum, wie es sich am besten aufbewahren und transportieren lassen würde. Am besten geeignet schien mir die Variante “vakuumiert & gefroren”. Durch das Vakuumieren würde möglichst wenig Histamin entstehen, auf das wir ebenfalls achten müssen.

Viel überlegt, skizziert, wieder verworfen und neu geplant.

Ich habe mich schliesslich für die Glasbehälter von Zwilling entschieden, die mit einer elektrischen Handpumpe einfach vakuumiert werden können. Zudem sind die Glasformen für den Tiefkühler geeignet, ebenso für die Mikrowelle und den Backofen.

Eines der Lieblingsessen unseres Sohnes ist Kartoffelstock mit Gehacktem. Kartoffelstock lässt sich leider nicht einfrieren, bzw. er wird dadurch grieselig und schmeckt nicht mehr gut. Also gab ich ihm dieses Menü für den ersten Abend zwar vakuumiert, aber nicht gefroren mit. 

Für den zweiten Abend hat er sich ein Pack Fertigrösti gewünscht. Fragt mich nicht wieso, aber er wollte sie nicht gebraten, sondern direkt aus der Packung. Macht es natürlich einfacher. Sonst hätte ich ihm gerne noch eine spurenfreie Bratpfanne eingepackt.

Für den dritten und vierten Abend habe ich Polenta, gedünstete Karotten und Bolognese vorgekocht, vakuumiert und tiefgekühlt. Ich habe mit der netten Dame vom Lagerhaus besprochen, wie sie es am besten aufwärmt (mit Folie abgedeckt im Ofen) und dass Geschirr und Besteck ebenfalls unbedingt spurenrein sein müssen.

Ja, ich hätte mir etwas abwechslungsreichere Menüs gewünscht. Aber so war es praktikabel, nahrhaft und Zuhause würde er wieder anderes zu essen bekommen.

Ein Koch- und Backmarathon einen Tag vor der Abreise ins Lager.
Glasbehälter, die sich für den Tiefkühler UND den Backofen eignen, sind ideal.
Hauptsache machbar: Alles sauber abgepackt und beschriftet. (Zwei Mahlzeiten sind bereits im Tiefkühler.)

Loslassen

Alles was gekühlt werden musste, gab ich in einer Kühlbox mit Eiselementen mit, den Rest in einer Tasche. Zudem nahm er seinen Milbenschutz für die Matratze mit, was wir ebenfalls mit seinen Lehrerinnen so besprochen hatten. Und natürlich – wie immer – sein Notfallset.

Dann liess ich ihn ziehen, und vertraute darauf, dass alles gut gehen würde. Ich hatte mein Bestes gegeben.

Nachdem der erste Abend vorbei war – die Feuertaufe quasi -, konnte ich mehr und mehr entspannen. Trotzdem blieb ich natürlich die ganze Woche auf Empfang und wäre jederzeit erreichbar gewesen.

Er hatte ein tolles Klassenlager, kam mit vielen guten Erfahrungen und Erlebnissen wieder nach Hause. Ich bin froh, durften wir das auf diese Art erleben und sind nun für weitere Abenteuer und Herausforderungen gerüstet!

Immer und überall mit dabei: Das Notfallset inkl. Notfallplan.
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